Das deutsche Wort „Geschichte“ ist vieldeutig und spiegelt den engen Zusammenhang zwischen Ereignis, Erzählung und Erkenntnis wider.
In seiner ersten Bedeutung bezeichnet es die Gesamtheit aller vergangenen Geschehnisse, also alles, was in der Vergangenheit tatsächlich geschehen ist – die Geschichte der Menschheit, einzelner Länder oder Kulturen.
Zweitens steht „Geschichte“ für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Vergangenheit. Historikerinnen und Historiker versuchen, die Ereignisse der Vergangenheit kritisch zu untersuchen, zu deuten und verständlich zu machen. Diese Bedeutung entspricht dem Wort Historie. Mit den wissenschaftlich begründeten Erkenntnissen der Historiker beschäftigt sich auch das Schulfach „Geschichte“.
Viertens wird das Wort im alltäglichen Sprachgebrauch auch für Erzählungen verwendet – für wahre Berichte, erfundene Geschichten oder Märchen. In diesem Sinn ist „Geschichte“ ein Ausdruck für die Weitergabe menschlicher Erfahrung.
Etymologisch stammt „Geschichte“ vom mittelhochdeutschen „geschiht“ und vom althochdeutschen „giscihan“ (geschehen) ab. Ursprünglich bedeutete es lediglich das Ereignis selbst, das, was stattgefunden hat. Erst im Laufe der Zeit verschob sich die Bedeutung vom Geschehen zum Erzählen des Geschehenen. Dadurch zeigt sich, wie eng Sprache, Erinnerung und Kultur miteinander verbunden sind: Geschichte entsteht erst, wenn wir über Vergangenes sprechen oder schreiben.